Vom 25.–28. Juli 2024 kamen in der Musikakademie Schloss Weikersheim erneut 80 Musikbegeisterte junge Leute zusammen. In Kursen wurde über drei Tage hinweg intensiv an einem musikalischen Thema gearbeitet, wie Improvisation oder Beatmaking. Jeweils drei Nachmittagsworkshops gaben den Teilnehmenden außerdem die Möglichkeit, jeden Tag in einen anderen, möglicherweise weniger vertrauten musikalischen Bereich zu schnuppern. Im vergleichsweise theoretisch angehauchten Kurs “Musikalische Akustik“ etwa wurden zunächst die Grundlagen der Physik von Schall und Klängen erarbeitet und später auch akustische Systeme wie Säle oder Resonatoren analytisch betrachtet. Dagegen bot der eher praxisorientierte Workshop “Instrumentenbau + Akustik” in drei Stunden den Weg von einfachen akustischen Theoriegrundlagen bis hin zu selbstgebauten Instrumenten wie einer Zucchini-Klarinette oder einer Geige mit PVC-Rohr.
mu:v-Camp 2024 – eine fantastische Zeit
Von Mittelalter-Musik bis Jazz-Combo zum Tanzen gebracht
An den heißen Tagen Ende Juli begegnen einem im Schloss und Schlosspark Weikersheim wundersame Situationen: Eine Gruppe läuft mit Mikrofonen durch den Schlossgarten und nimmt Geräusche auf, woanders ertönen Klänge arabischer Musik aus den Fenstern. Anderes dagegen vertrauter, wie eine Liedanalyse am Whiteboard, eine Musical-Probe, aus der man einen Ohrwurm mitnimmt, oder zwei Gitarristen, die im Schlosspark unter einem Walnussbaum sitzen und gemeinsam ihren eigenen Song schreiben.
Zwischen den Kursen und Workshops wurde die Zeit fleißig genutzt für gemeinsame Jam Sessions von spontan zusammen gefundenen Bands, klassischen Kammerensembles oder Jazz-Combobesetzungen. Während am späten Abend die einen aus dem Kurs “Improvisation & Songwriting” noch gemeinsam an ihren neuen Songs arbeiteten, setzten sich andere zusammen, um spontan ein Quintett von Mozart vom Blatt ihrer eigenen Besetzung anzupassen. Auch einige Dozierende boten über ihr Kursprogramm hinaus spontane Möglichkeiten zum gemeinsamen Musizieren an. JMD-Präsident Johannes Freyer, Camp-Dozent für Musiktheorie, warf innerhalb nur einer Mittagspause gleich über 20 interessierte Musikerinnen und Musiker zu einem Salonorchester zusammen, welches in kürzester Zeit andere Teilnehmerinnen und -Teilnehmer zu Klassikern wie “Wochenend und Sonnenschein” zum Tanzen brachte. Michael Eberle, u.a. als Dozent für den Kurs “Mittelaltermusik” engagiert, erarbeitete am Abend mit einer ähnlich großen und spontanen Besetzung das “Kyrie” aus Guillaume de Machauts “Messe de Nostre Dame”, geschrieben um das Jahr 1360.
Natürlich blieb neben all der Musik auch reichlich Zeit, dass sich die Teilnehmenden bei verschiedenen anderen Aktivitäten näher kennenlernten. Während manche tagsüber eine Wanderung in die Weinberge unternahmen, eigens designte mu:v-T-Shirts batikten oder einfach gemeinsam im Schlossgarten die Seele baumeln ließen, wurde abends, mitunter auch bis tief in die Nacht, ausgiebig im Jeunesses-Keller gefeiert und Tischkicker oder Billard gespielt.
Der Enthusiasmus der Teilnehmenden und der ebenfalls überwiegend jungen Dozierenden wurde besonders beim abschließenden Wandelkonzert noch einmal deutlich, als alle Kurse die Ergebnisse ihrer dreitägigen Arbeit präsentierten. Dabei wurde gemeinsam improvisiert, über neue selbst gebaute Instrumente wie eine überraschend klangschöne und zu 100% biologisch abbaubare “Zucchinette” oder ein tiefes tonendes Gartenschlauch-Horn gestaunt, und zu frischen Beats getanzt. Auch die Präsentation selbst komponierter Stücke, eine Musical-Performance oder mitreißende südamerikanischer Musik begeisterten. Alle gemeinsam erlebten eine unglaublich intensive und unvergessliche Zeit.
Sebastian Zaczek
Fotos: Anne-Sophie Malessa
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Intensiv eingetaucht in die Musik des Mittelalters - ein Kursbericht
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