“Nach dem Frühstück ging‘s gleich in die verschiedenen Kurse, welche von Songkomposition über Akustik und Instrumentenbau bis hin zu Musical reichten – jeder fand hier etwas Passendes. In meinem Fall fiel die Wahl auf Mittelaltermusik.
Unser Dozent Michael Eberle nahm sieben weitere Teilnehmende und mich mit auf eine Zeitreise bis zurück ins 11. Jahrhundert. Schon bald sangen wir aus voller Kehle Mönchschoräle, entzifferten uralte Neumenhandschriften, tauchten ein in die Kirchentonarten und improvisierten auf unseren Instrumenten Rhythmen sowie Vor- und Nachspiele. Wir lernten sowohl klösterliche Lieder für die Messe kennen als auch ein altfranzösisches Minnelied in okzitanischer Sprache, in dem ein Liebender voller Sehnsucht nach seiner unerreichbaren Dame schmachtet. Dieses Werk arrangierten wir für unsere Besetzung im Kurs und führten es auf, wobei jeder eigene Idee einbringen konnte, da weder ein fester Rhythmus noch Hinweise zur Dynamik oder Interpretation in der Handschrift zu finden waren – nicht untypisch für überlieferte Melodien aus dem Mittelalter. All dies überlegten wir uns also selbst und konnten kreativ werden.”